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Predigten

Wer kann Sünden vergeben

Predigt zum Evangelium des 18. Sonntag nach Pfingsten - (Novus Ordo: 24. Sonntag im Lesejahr A)

Das Thema, um das es im Evangelium des heutigen Sonntags geht, wird jedem schnell klar: Sünde und Vergebung, Schuld und Verzeihung. Dabei liegt jedoch die Betonung auf letzterem. Wie der kolumbianische Philosoph Davila sagt: Das Christentum hat nicht den Begriff der Sünde erfunden, sondern den der Verzeihung.

Beichte und Busse scheinen heute in der Kirche – vor allem für die Oberen – out.
Aber Beichte und Busse sind weiterhin ein Thema auf anderen Ebenen:
Wir wollen uns von unseren scheinbaren Sünden gegen die Mitmenschen selbst lossprechen. Dazu brauchen wir weder Gott noch Kirche. Wir tun dies, indem wir uns moralisch loskaufen. Da es sich jedoch nicht um die von Gott kommende, wahre Vergebung handelt, erreichen wir oftmals jedoch das Gegenteil.
Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklungshilfe für die sogenannte Dritte Welt:
Unsere Spenden an eine der unzähligen Hilfsorganisationen, die sich um Dritt-Welt-Länder kümmern, ist eine der Erscheinungsformen des modernen Phänomens, das Gewissen zu einem frei verfügbaren Gut zu machen. Nicht mehr Gott soll einem etwa durch Vergebung und Sündennachlass im Jenseits wohlgesonnen sein, sondern wir selbst wollen im Hier und Jetzt ein gutes Gewissen haben.

Es braucht nicht mehr ein Leben der Busse und voller Reue, sondern einige Mausklicks, eine SMS, das Ausfüllen eines Zahlscheins oder ein paar alte Kleider, um diese weltliche Erlösung zu erhalten. An die Stelle der Kirche und ihrer Vertreter treten somit moderne Hilfsorganisationen bzw. NGOs: Geld für das gute Gewissen. Damit es nicht bei einem blossen inneren Gefühl bleibt, liefert die Empfängerorganisation ein Zertifikat der guten Tat, etwa ein Foto des Kindes, dessen Pate man geworden ist, Dankesbriefe oder Erläuterungen, wie viele Menschen durch die geleisteten Zahlungen nun ernährt oder in die Schule geschickt werden können. Das ist eine moderne Lossprechung von Sünden inklusive Ablassbrief.

Doch sehen das die «Betroffenen» ganz anders! Der kenianische Ökonom James Shikwati sagt: „Es werden riesige Bürokratien finanziert, Korruption und Selbstgefälligkeit gefördert, Afrikaner zu Bettlern erzogen und zur Unselbständigkeit. Zudem schwächt die Entwicklungshilfe überall die lokalen Märkte und den Unternehmergeist, den wir so dringend brauchen. Entwicklungshilfe ist der Hauptgrund für Afrikas Probleme, so absurd das klingen mag.“
Frau Dambisa Moyo, Volkswirtschaftlerin aus Sambia erklärt in ihrem Bestseller Dead Aid – Warum Entwicklungshilfe nicht funktioniert: „Wohin hat die Entwicklungshilfe geführt? Über 60 Prozent der Bevölkerung sind unter 24 Jahre alt. Diese Leute wollen arbeiten. Sie haben aber keine Möglichkeiten, da Entwicklungshilfe verhindert, dass Jobs geschaffen werden.“ Einzige Lösung: die Massenflucht nach Europa, mit der wir uns zur Zeit konfrontiert sehen.

Zahlreiche berühmte Persönlichkeiten möchten öffentlich ihr Image aufpolieren, indem sie ihren Namen „für die dritte Welt“ einsetzen; Frau Moyo gelangt in diesem Zusammenhang zu der Feststellung, dass das Werben für die Entwicklungshilfe zu einem Bestandteil der Medien und Unterhaltungsindustrie, diese wiederum eine Säule der heutigen Zivilreligion ist, herausentwickelt aus einem Christentum, dass das Sakrament der Versöhnung mit Gott zu den Akten gelegt hat.

Unsere Hilfe für die armen Länder hat ihre Basis im Schuldgefühl des Westens. Dazu zählt unter anderem die bis heute ungemein weit verbreitete These, dass Wohlstand in einigen Teilen der Welt notwendigerweise die Armut anderer Staaten mit sich bringe. „Wir sind so reich, weil die so arm sind“.
Obwohl diese These keiner Überprüfung standhält und ökonomischer Unsinn ist, ist sie noch immer fest in den Köpfen der westlichen Bevölkerung verankert.

Dieses Beispiel zeigt uns: Durch die Verdrängung Gottes aus unserer Gesellschaft, glauben wir nicht mehr an die Vergebung der Sünden durch ihn. Stattdessen bauen wir uns neue, weltliche Mechanismen – nennen wir es Zivilreligion, ich nenne diese schlechthin Götzen – auf, von denen wir hoffen, dass sie mittels Geld unser schlechtes Gewissen beruhigen. Mit den Nächstem, dem Mitmenschen in der Familie oder im Kollegenkreis liegen wir trotzdem oft weiter im Zwist. Verzichten wir auf solch lieblosen Ersatzglauben und wenden wir uns in einer guten Beichte wieder dem liebenden Gott zu, durch den einzig und allein wahre Verzeihung kommen kann. Amen.

Den Götzen dienen lassen

Predigt zum Evangelium des 8. Sonntag nach Pfingsten (Novus Ordo: 25. Sonntag im Lesejahr C)

Jesus erzählt das Gleichnis vom raffinierten Verwalter. Dieser Verwalter nicht als Vorbild gedacht ist. Er hat sich vermutlich selbst bereichert, Misswirtschaft betrieben und unterschlagen. Jetzt wird ihm daraufhin sein Amt entzogen und er sieht sich vor dem Nichts. „Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich.“
Er macht daraufhin dasselbe, was so manche Regierung macht, wenn sie abgewählt wird: Man sorgt dafür, dass es Leute gibt, die dankbar sind, weil man sie noch rechtzeitig befördert hat oder ihnen andere Vorteile verschafft hat. Der Verwalter im Gleichnis macht das, „damit ihn die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn er als Verwalter abgesetzt“ ist. Der Verwalter setzt also etwas ein, was ihm gar nicht gehört und er setzt es erfolgreich für seine Ziele ein.
Das Lukasevangelium betont eine überaus kritische Haltung Jesu zu Geld, Macht und Reichtum. Es will damit die grundlegende Schwierigkeit aufzeigen, wie man als Reicher Christ und als Christ reich sein kann.
Das Gleichnis vom raffinierten Verwalter geht genau darauf ein, denn es holt den Reichtum vom Thron der Wertschätzung runter, den er bei den „Kindern der Welt“ hat. Der Reichtum wird zurechtgestutzt auf etwas, über das wir im Grunde genommen kein Verfügungsrecht haben. Es ist „ungerechter Mammon“. Ungerecht – weil wir genauso gut auch als Menschen in den Slums Lateinamerikas oder in einem Hungergebiet Afrikas geboren sein könnten.
So wenig wie der schon abgesetzte Verwalter sollen Christen sich über Geld definieren. Die Aufforderung des Paulus zur Danksagung, wie wir sie in der Lesung gehört haben, findet also ohne Zweifel ihre Berechtigung. Aber gerade durch unsere Danksagung an Gott werden die irdischen Güter auf ihre Grenzen verwiesen. Durch diese Danksagung wird der finanzielle Reichtum der Macht Gottes untergeordnet.
Die Frage – liebe Gläubige – ist dann nur noch: wozu setzen wir das Geld ein. (Wir müssen es nicht unbedingt an Arme geben!)
Der Verwalter, die „Kinder der Welt“", ist da sehr geschickt. Die abgewählte Regierung befördert noch schnell, der raffinierte Verwalter macht sich noch Freunde, damit sie ihn, wenn er später auf der Strasse steht, in ihre Wohnungen aufnehmen. Dieses Bild greift Jesus auf und sagt: Wenn schon, dann sorgt dafür, dass ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet. Wenn ihr schon mit Geld zu tun habt, dann betet es nicht an, dann dient nicht dem Mammon, sondern setzt euch hin und seht nüchtern, wofür ihr es einsetzen könnt.
Kein Zweifel, das ist leichter gesagt als getan. Aber die Lehre des Evangeliums ist klar: Ist das Geld zum Mammon geworden, dem ich diene, oder bin ich auf der Suche danach, wie Gottes Reich Wirklichkeit wird – auch mit Hilfe des Reichtums, der jedoch in meinem Dienst zu stehen hat?
Am Ende – liebe Schwestern und Brüder – steht die Zusicherung Jesu, dass da ein wahres Gut ist, ein wirklicher Reichtum und ein erfülltes Leben. Amen.